GENERATIONEN-ERNEUERUNG DOPPELHAUSHÄLFTE, MÜNCHEN-OBERMENZING

KfW-Effizienzhaus 40 / 55 und Passivhausstandard in der Sanierung EnerPHit

Das Elternhaus des Bauherren sollte im Zuge eines Generationenübergangs vom Vater des Bauherrn auf dessen Tochter grundlegend modernisiert, erneuert und zukunftsfähig hinsichtlich energetischem Standard auf einen dauerhaften und nachhaltig guten Zustand saniert werden. Dabei wurde neben größeren Umstrukturierungen der Raumaufteilung und Erneuerung der Oberflächen auch die gesamte Gebäudehülle gedämmt, mit einer vorgestellten Außenwanddämmung aus Holzrahmen-Elementen versehen und optisch durch eine neue Fassadengestaltung aufgewertet.
Gleichzeitig wurden vorhande Einschnitte durch Balkon, Loggia und Zugang in die Gebäudehülle mit integriert und das Haus mit einem Anbau erweitert. Vom Kern her ist somit das Urspungsgebäude mit seinem Geist und Erinnerungen der Familiengeschichte erhalten geblieben, durch die sehr umfassende Modernisierung kann sich jedoch nun die neue Generation mit einer eigener Identität, Materialität und Formensprache die individuellen Weichen für die Zukunft stellen.

Kostengünstiges und ressourcenschonendes Bauen

Schwerpunkt war eine weitgehende Minimierung der Wärmeverluste durch eine sehr hochwertige Gebäudedämmung, Wärmebrückenoptimierung und Luftdichtheit für einen geringen Energieverbrauch, besonders erschwert durch das zergliederte und recht kleine Gebäude, und die konsequente Herausnahme aller Kellerräume aus der thermischen Hülle.
Dies sollte möglichst durch Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen und ökologischer Dämmung erfolgen und das bei möglichst hoher Wartungsfreiheit und Dauerhaftigkeit der Fassaden, ohne zukünftige Sanierungsintervalle. Daher wurde um das Massivhaus eine neue vorgefertigte Hülle als zellulosegedämmter Holzkonstruktion gestellt, die auch die neuen Fenster mit aufnimmt. Als Fassadenmaterial wurden dauerhafte und robuste Faserzementplatten mit Hinterlüftung eingesetzt.
Insgesamt soll die gewählte Konstruktion trotz höherer Investitionskosten durch entfallende Anstrich- oder Sanierungszyklen auf die Lebensdauer hin gesehen günstiger sein als standardisierte WDVS-Aufbauten.

Effiziente Raum- und Flächennutzung

Durch Abbruch von Innenwänden und Hinzuziehen von vorhandenen Einschnitten und Nischen konnte der Grundriss aus den 60er Jahren auf die heutigen Wohnanforderungen angepasst werden: Statt beispielsweise einer Durchreiche Küche mit separatem Esszimmer und Eckbank, wurde die Küche erweitert. Auch die Bäder wurden vergrößert und mit bodengleichen Duschen ausgestattet. Die Balkone wurden als Schlafzimmererweiterung in die Gebäudehülle integriert, der Eingangsbereich vergrößert und der EG-Einschnitt in Arbeits- bzw. Gästezimmer eingegliedert. Durch die Hinzunahme dieser im Bestand vorhanden Rücksprünge kann neben der besseren inneren Raumorganisation eine wesentlich kompaktere Gebäudehülle ausgestaltet werden. Ein erdgeschossiger Anbau auf der Gartenseite erweitert das bisher eher knappe Wohnzimmer und schafft durch großflächige Verglasungen einen direkten Außenbezug zu den Grünflächen. Die Haupterscheinung des Gebäudes bleibt dabei jedoch bei allen Maßnahmen erhalten, es wurde bewusst gegen Abriss/Neubau und für eine Sanierung entschieden.

Harmonisierung

Die Kubatur des Hauses bleibt weitgehend erhalten und vergrößert sich nur in Länge und Breite durch die neue Außenwand-Stärke. Durch den bereits bestehenden Versatz zum Nachbar-Doppelhaus konnte dies ohne Verlust der städtebaulichen Situation erfolgen. Gleichzeitig konnte die Attika-Dachkante auf gleicher Höhe wie das Nachbar-Gebäude belassen werden. Der Farbton der Fassadenplatten lehnt sich an die Nachbar-Hälfte an, hier wird jedoch durch Neuausbildung von Fensterbändern und horizontaler und vertikaler Strukturierung ein eigener Ausdruck und eine modernere Formensprache gewählt.
Obwohl im Gebäudeinneren viele Oberflächen und Materialien ersetzt worden sind wie Parkett, Bäder etc. verbleiben z.B. mit der Naturstein-belegten Treppe, den original gelben Wand- und schwarzen Boden-Mosaik-Fliesen im WC sowie dem belassenen Außenfenster, das nun den Eingangsbereich vom Sanitärraum abtrennt, noch viele Erinnerungen an die 60er Jahre.

Moderne Technik

Bestehender Öl-Kessel (Baujahr 1981) und Öl-Tank (Baujahr 1966) werden ersetzt durch eine kleine Gas-Brennwert-Therme. Auf den alternativ geprüften Einbau einer Wärmepumpe wurde verzichtet, da Luft als Quellenmedium wegen der schlechten Effizienz ausgeschlossen wurde, und alle anderen Quellenerschließungen wie Sole oder Grundwasser mangels Zugänglichkeit zum Garten verworfen werden mussten. Zwecks besserer und schnellerer Regelbarkeit wurden Heizkörper (55/45°C) installiert, mit neuer Strangführung und Lage immer an den Innenwänden der Räume. Ergänzt wird das Heizsystem mit einem Vakuum-Röhren-Kollektor zur Heizungsunterstützung und Brauchwassererwärmung. Dieser ist als Fassadenkollektor auf der Südseite ausgeführt, damit auf dem Flachdach später die Nachrüstung einer Photovoltaik-Anlage ermöglicht wird.
Herzstück der Anlagentechnik ist die kontrollierte Lüftungsanlage mit hohem Wärmerückgewinnungsgrad und Leitungsführung als Strangsystem in Abhangdecke und Schrankzone.

Siehe auch Eintrag in Passivhausdatenbank