PER Bilanzierung – PH

Die primärenergetische Bewertung von Gebäuden ist in der heute üblichen Form zunehmend weniger in der Lage, die energetische Qualität von Gebäuden und deren Versorgungssystemen zutreffend zu beschreiben. Hintergrund ist die methodisch uneinheitliche Bewertung von nuklearen, fossilen und erneuerbaren Energieträgern sowie die zumeist interessensgeleitete Bewertung von Fern- bzw. Nahwärme über die sog. Stromgutschriftmethode. Biomasse ist nicht unbegrenzt verfügbar, was jedoch in den meisten Primärenergiebewertungen ignoriert wird.

Das Passivhaus-Institut hat einen neuen Vorschlag zur Bewertung der Primärenergie gemacht, der ein künftiges Energiesystem vorwegnimmt, das ausschließlich auf erneuerbare Energien – im wesentlichen Strom aus Wind- und Wasserkraft sowie PV gestützt ist. Biomasse wird gemäß einer Budgetmethode bewertet, wobei dieses Budget allen Energieträgern gutgeschrieben wird. Das spannende an diesem Gedankenexperiment ist, dass die Energieanwendungen gemäß ihrem Aufwand für Zwischenspeicherung sortiert und dann differenziert mit unterschiedlichen PER-Faktoren bewertet werden:

  • Direktnutzung ist vor allem bei der Kühlung oder ausschließlich sommerlichen Nutzung, wie Schwimmbadheizungen gegeben. Die PER-Faktoren liegen bei 1,0.
  • Bei ganzjährig in etwa gleichmäßigem Bedarf, wie z.B. Warmwassererzeugung und den meisten Stromanwendungen (Haushaltsstrom, Arbeitsmittel) sind gewisse Anteile der Zwischenspeicherung und untergeordnete Anteile Langzeitspeicherung mit enthalten. Die PER-Faktoren für Strom liegen zwischen 1,1 und 1,3.
  • Für die Raumheizung sind relevante Anteile für Zwischen- und Langzeitspeicherung enthalten. Hier ist der primärenergetische Aufwand am höchsten. Die PER-Faktoren liegen für Strom zwischen 1,3 und 1,6.

Das PER-System bewertet Strom gänzlich anders, als dies heute üblich ist. Dadurch werden Wärmepumpen besonders günstig gestellt, während alle brennstoffgestützten Heizsysteme und Fernwärme ungünstiger gestellt sind.

Auf der Passivhaustagung wurde neben einer Würdigung des Systemansatzes auch eine Reihe von Kritikpunkten am PER-System vorgetragen:

  • Durch seinen fiktiven Charakter ist das PER-System nicht in der Lage, das Energiesystem in der Übergangsphase adäquat abzubilden, insbesondere nicht im Hinblick auf den Klimaschutz.
  • Als diskussionswürdig werden auch die neuen Passivhausklassen angesehen, weil die Abgrenzungskriterien nicht immer fair im Hinblick auf die in der Praxis sehr unterschiedlichen Randbedingungen sind.
  • Nicht zuletzt ist in der Klasse „Premium“ eine gerade aus städtebaulicher Sicht u.U. problematische Tendenz zu solarer Optimierungen enthalten, sofern die PER-Erzeugung in Form von Eigenanlagen erfolgen sollen.

Am Ende wurde ein Alternativvorschlag für die Primärenergiebewertung in der Übergangszeit vorgeschlagen, die auf über die nächsten 30 Jahre gemittelten Primärenergie- und CO2-Äquivalent-Faktoren für Netzstrom und Netzgas beruhen. Auf dieser Grundlage wird der Klimaschutznachweis für die Primärprojekte im Konzept der Partnerprojekte (s.o.) erfolgen.

Zu dem Tagungsbeitrag ist ergänzend eine Langfassung erschienen, in der die Argumente und Quellen ausführlich dargelegt sind. Sie ist im Download-Bereich verfügbar.